UFA: Als die Bilder laufen lernten.
Im Jahre 1917 fordert Erich Ludendorff »eine Vereinheitlichung der deutschen Filmindustrie«, um »nach einheitlichen großen Gesichtspunkten eine planmäßige und nachdrückliche Beeinflussung der großen Massen im staatlichen Interesse zu erzielen«. Am 18. Dezember 1917 wurde die Universum Film AG (UFA) gegründet. Ludendorff entsandte Major Grau in den Vorstand. Das Grundkapital von 25 Mio. Mark stammte von der Deutschen Bank, von den Elektrokonzernen AEG und Robert Bosch AG, den Reedereien Hapag und Norddeutscher Lloyd sowie der Grammophongesellschaft Carl Lindström AG, der Nordisk-Film und vom Reich (8 Mio. Mark).
Zu Weihnachten 1917 schrieb Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg an den UFA-Direktor Stauß »Durch diese Gründung ist ein Unternehmen von großer nationaler, politischer, wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung geschaffen.«
Die 1916 von Alfred Hugenberg gegründete "Deutschen Lichtbild-Gesellschaft e.V. (DLG)" hatte das Nachsehen. 1927 kaufte Hugenberg über die Scherl-Verlagsgruppe den krisengeschüttelten UFA-Konzern mit 140 Tochtergesellschaften, 134 Kinos im In- und Ausland und zwei großen Studiokomplexen in Tempelhof und Neubabelsberg. Alfred Hugenberg war Mitbegründer des Alldeutschen Verbandes, 1909 bis 1918 im Direktorium von Krupp und der maßgebliche Politiker der DNVP. NSDAP und DNVP konkurierten mit ähnlichen Parolen um das selbe Wählerklientel [1].
Heinrich Hoffmann: Ein Bild lügt mehr als 1000 Worte.
1920 lernt der Fotograf Heinrich Hoffmann über den antisemitischen Journalisten, Schriftsteller und Mentor Hitlers Dietrich Eckart Hitler kennen. Hoffmann und Hitler unterhalten sich über den Kriegsbeginn 1914. Hoffmann hatte Aufnahmen von der kriegsbegeisternd jubelnden Menschenmenge auf dem Münchner Odeonplatz gemacht. Unter diesen befand sich auch Hitler, der auf einer der Aufnahmen zu finden war. Kurz darauf, am 6.April 1920 trat Hoffmann in die NSDAP ein. Von nun an machte er Aufnahmen von Parteiveranstaltungen und den Führern der Partei mit Ausnahme Hitlers, der damals steckbrieflich in Norddeutschland gesucht wurde und der es nicht mochte, wenn der Steckbrief mit seinem Foto versehen worden wäre.
Erst nach dem 2.9.1923, als in Nürnberg Hitler Georg Pahl zufällig vor die Linse kam, beauftragte Hitler Hoffmann Portraitaufnahmen zu machen. Hitler wollte das Feld, welche Fotos von ihm veröffentlicht wurden nicht seinen Feinden überlassen. Hoffmann war nicht nur ein begnadeter Fotograf, er besaß auch die Fähigkeit die Fotografien werbewirksam zu verwenden, d.h. mit einprägsamen Titeln oder propagandistischem Text versehen in Bildbänden, illustrierten Zeitungen und Plakatkampagnien zu verwerten [2].
Joseph Goebbels: Ein Mann lügt mehr als 1000 Bilder.
Goebbels studierte Literatur und Philosophie. Er promovierte 1921 über das Thema Wilhelm von Schütz unter der Betreuung des jüdischen Professors Freiherr von Waldberg. Nach mißlungenen schriftstellerischen Versuchen fand er 1925 eine Anstellung bei Gregor Strasser. Gregor Strasser war für den organisatorischen Aufbau der NSDAP und der von ihr geführten Organisationen verantwortlich. Gemeinsam mit seinem Bruder Otto gründete Gregor Strasser im März 1926 den Berliner "Kampf-Verlag". Goebbels diente Strasser als Sekretär, Autor und Gauleiter von Berlin-Brandenburg.
Strassers Versuch mit seiner von Goebbels geleiteten, im September 1925 gegründeten "Arbeitsgemeinschaft Nordwest" Hitler ins Abseits zu stellen mißlang. Auf der Bamberger Führertagung der NSDAP vom 14. Februar 1926 gewann Hitler Goebbels für sich. Als Gauleiter von Berlin-Brandenburg fand Goebbels eine kleine in sich zerstrittene Parteigruppe vor, die im von SPD und KPD beherrschten Berlin keine Rolle spielte. Goebbels schloß unliebsame Parteigenossen aus und provozierte in Anlehnung an die italienischen Faschisten Schlägereien in den von Kommunisten und Sozialdemokraten beherrschten Stadtteilen.
Am 11. November 1927 ließ Goebbels - nach provokanter propagandistischer Vorarbeit -
alle Mitglieder der NSDAP durch den Berliner Arbeiterbezirk Wedding marschieren.
Am Abend des selben Tages hielt er in einem sonst von Kommunisten genutzten Saal
eine Rede. Als Kommunisten die Veranstaltung zu sprengen versuchten, stürmte in
Reserve gehaltene SA in den Saal und prügelte auf ihre Gegner ein. Goebbels verfolgte
das Schauspiel in aller Gelassenheit. Nach der Schlägerei ließ er die verletzten
SA-Männer auf die Bühne bringen und drückte den auf Tragen liegenden Verletzten
unter den Augen des Publikums die Hand.
Dann setzte Goebbels seine Rede fort, glorifizierte die Opferbereitschaft der SA,
würdigte ihren unerschrockenen Einsatz und weckte Empörung bei den
Zuhörern gegen die zusammengeschlagenen Kommunisten. Alle Zeitungen berichteten
darüber und Joseph Goebbels wurde populär. In der Folge beantragten 2.600 Menschen
ihre Mitgliedschaft in der NSDAP und 500 wollten der SA beitreten.
Das Schema dieser blutigen Inszenierung behielt Goebbels bis zu seinem Ende 1945 bei. Das Volk wurde zur Veranstaltung geladen. Das Volk fühlte sich von den kommunistischen Störern bedroht, hatte Angst. Die SA rettete das Volk und befreit es von seiner Angst. Die SA hatte gesiegt. Auf diese Weise konditionierte Goebbels seine Zuhörer wie Pawlow seinen Hund [3].
Quellen:
[1] Edition Luisenstadt Berlinische Monatsschrift Heft 4/2000
[2] Sigmund, Anna Maria
Diktator, Dämon, Demagoge. 2006 S. 79ff
[3] wikipedia zu Goebbels 2008