Zur deutschen Geschichte
 
Marsch auf die Feldherrnhalle

Die Reichswehr und Hitler.

Hitler meldete sich am 3. August 1914 freiwillig zum Kriegsdienst. Er wurde in einem bayrischen Regiment als Meldegänger eingesetzt und mit dem EK II. sowie dem EK I. ausgezeichnet. Zum Kriegsende lag Hitler, im Okt. 1918 durch Gasbeschuß verwundet, im Lazarett von Pasewalk.
Nach dem Krieg wurde Hitler auf Lehrgängen der Reichswehr zum Spitzel und Agitator weitergebildet. Hier machte man ihn mit den theoretischen Idiotismen des Antisemetismus vertraut. Kurz: Der Bolschewismus ist eine Verschwörung des internationalen Judentums (Karl Marx, Rosa Luxemburg, Paul Levi, Radek, Trotzki waren jüdischer Abkunft - was immer das auch heißen mag) [1]. Führungsoffizier Hitlers war der Leiter der Nachrichten- und Aufklärungsabteilung des Münchner Gruppenkommandos der Reichswehr Hauptmann Karl Mayr. Im nachrevolutionären Bayern regierte von März 1920 bis 1923 der rechtsradikale Gustav Ritter von Kahr. Kahr förderte völkisch nationalistische Vereinigungen, Freikorps und Bürgerwehren. Hier fand Hitler ideale Bedingungen zum Aufbau seiner Partei. [2].

Bei der DAP, der späteren NSDAP handelte es sich aber zunächst noch nicht um Hitlers Partei. Gegründet wurde die DAP von Anton Drexler. An der ersten öffentlichen Versammlung nahm der "Sportreporter" Karl Harrer, ein Mitglied der völkisch-esoterischen Thule-Gesellschaft teil. Harrer trat der Partei bei und wurde Reichsvorsitzender dieser knapp 40 Mitglieder starken Vereinigung.

Hitler wurde von Mayr zunächst damit beauftragt diese Partei zu bespitzeln und ihr beizutreten. Ein Brief Mayrs an Kapp im Sept. 1920 [4] legt die Vermutung nahe, daß Hitler von Mayr, der dessen rednerisches Talent kannte, instruiert wurde, eine führende Rolle in dieser Partei anzustreben [9].

So finden sich in der Münchner (NS)DAP vor allem ehemalige Reichswehroffiziere, wie Hauptmann Hermann Göring (Sohn des ehemaligen Gouverneurs von Südwestafrika und späteren Generalkonsuls von Haiti), Hauptmann Ernst Röhm und Oberstleutnant Hermann Kriebel wieder, aber auch Mitgliedern der Thule-Gesellschaft [6] d.h. gehobenes Bürgertum und nicht wie Deutsche Arbeiterpartei (DAP) vermuten ließe Arbeiter.

Ludendorff beteiligte sich am Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920 und 1923 am Marsch auf Berlin, der an der Münchner Feldherrnhalle endete. Der Marsch auf Berlin wurde wie anderes auch von Mussolini abgekupfert. Ausgearbeitet wurden die Pläne von Alfred Rosenberg und Max Erwin von Scheubner-Richter [10].

"Hitlers" Putschversuch 1923 war alles andere als ein von vornherein zum Scheitern verurteiltes Unternehmen, so man sich die Vorgeschichte vergegenwärtigt: Als der von der Reichsregierung veranlaßte, passive Widerstand, gegen die Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen, widerrufen wurde, veröffentlichte der Völkische Beobachter einen Hetzartikel gegen den Reichspräsidenten Ebert, den Reichskanzler Stresemann und den Führer der Heeresleitung General von Seeckt. General von Seeckt befahl dem bayrischen Wehrkreiskommandeur General Otto von Lossow mit der Reichswehr gegen den Völkischen Beobachter vorzugehen. Lossow verweigerte den Befehl. Die bayrische Regierung verhängte nach §48 der Reichsverfassung den Ausnahmenzustand und Gustav Ritter von Kahr wurde zum Generalstaatskommissar ernannt. Er wurde vom Leiter der bayrischen Polizei Hans von Seißer unterstützt. Lossow ließ die ihm unterstellten bayrischen Reichswehreinheiten einen Treueeid auf den bayrischen Staat ablegen [3]. Am 27. Sept. 1923 wurde im gesamten Reich der Ausnahmezustand ausgerufen und Reichswehrminister Geßler mit der vollziehenden Gewalt beauftragt. Mit dem reichsweiten Ausnahmezustand suchte man von Kahrs Befugnisse einzuschränken [13].

Geßler verbot den Völkischen Beobachter und enthob von Lossow seines Posten woraufhin ihn Kahr wieder einsetzte. Während des mehrwöchigen Konfliktes knüpften Kahr, Lossow und Seißer Kontakte zur Schwerindustrie und Ludendorff. Man diskutierte unterschiedliche Pläne die Regierung in Berlin zu stürzen. Hitler gedachte man die Propaganda zu übertragen. Am 8. Nov. lud von Kahr zu einer Kundgebung im Münchner Bürgerbräukeller. Hitler ließ den Saal von SA abriegeln, nötigte Kahr, Lossow und Seißer in einen Nebenraum, hielt dann eine begeisternde Rede in deren Anschluß die Mitglieder der Landesregierung verhaftet wurden, Kahr zum Verweser der bayerischen Monarchie, Lossow zum militärischen Diktator, der ebenfalls anwesende Ludendorff zum Führer der Nationalarmee ernannt wurden und Hitler zum politischen Führer [11].

Bis auf Hitler und Ludendorff sprangen die Mitverschwörer jedoch ab, d.h. ohne Lossow und die ihm unterstellten Reichswehreinheiten war der Putsch zum Scheitern verurteilt. Die Teilnahme an einem Staatsstreich war in der Weimarer Republik - so man denn nur die »richtige« Gesinnung hatte, kein Hinderungsgrund sich für ein politisches Amt zu bewerben. Bei den Reichspräsidentschaftswahlen vom 29. März 1925 kandidierte Ludendorff, unterstützt von der NSDAP, damals noch eine Splitterpartei, und verfehlte mit 285 000 Stimmen das Ziel [5] . Der von der monarchistischen DNVP auserkorene Kandidat hieß Hindenburg, der Held von Tannenberg, einer Schlacht, die vor allem Ludendorff ausgearbeitet und geführt hatte. Großadmiral Alfred von Tirpitz (MdR der DNVP) übernahm die Aufgabe den zögernden Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg zur Kandidatur zu bewegen [7]. Hindenburg wurde Reichspräsident.

Noch während der Regierungszeit von Schleicher beauftragte Hindenburg Franz von Papen mit Hitler Kontakt aufzunehmen. Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Als 1934 Hitler seine, mit dem "Röhm-Putsch" rechtfertigende, Mordaktionen abschloß, schickte ihm Hindenburg ein Glückwunschtelegramm. Daß ein gewisser Schleicher mit Frau von den Nazis umgebracht wurden, interessierte Hindenburg nicht. Er glaubte in Hitler einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben [8]. Auch Gustav Ritter von Kahr wurde wie ca. 200 weitere Menschen von der SS Leibstandarte Adolf Hitler und den SS Totenkopfverbänden ermordet [12].

Quellen:

[1] Thamer, Ulrich, Der Nationalsozialismus.   Stuttgart 2002 S. 43
[2] Angress, Werner T. Die Kampfzeit der KPD 1921-1923 Düsseldorf 1973 S. 111
[3] ebd. S. 450f
[4] Weber, Klaus (Hg.), Faschismus und Ideologie.   Hamburg 2007 S. 101
[5] Thamer, Ulrich a.a.O. S. 37ff
[6] ebd. S. 88f
[7] Pyta, Wolfram, Hindenburg.   München 2007 S. 468
[8] WDR Zeitzeichen 2.10.2007
[9]
Piper, Ernst, Kurze Geschichte des Nationalsozialismus von 1919 bis heute.   Hamburg 2007 S. 12
[10] ebd. S. 35
[11] ebd. S. 37
[12] ebd. S. 146
[13] Kolb, Eberhard, Gustav Stresemann.   München 2003 S. 81

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