Während des vergangenen Jahrhunderts prägten zwei Herrschaftsmodelle die Geschichte: Nationalsozialismus und Sozialismus. Beide Herrschaftsformen gelten als totalitär. Ein totalitäres Herrschaftssystem entsteht nicht ohne Grund. Wo ist dieser Grund zu suchen und was ist Anlaß ein solches Herrschaftssystem herauszubilden? [1]
Die Totalität findet sich als Anspruch des Individuums auf seine soziale wie materielle Umgebung. Es will alles wissen und jeden kennen.
Die tatsächliche Entwicklung eines Menschen erfolgt erst in der Akzeptanz der natürlichen Gesetze derer wir uns nur dann bedienen können, weil sie nicht vom Willen eines Menschen abhängen und nur sofern wir uns ihnen unterwerfen.
Anspruch und Wirklichkeit müssen also auseinander klaffen.
Wie geht der einzelne, wie die Gesellschaft damit um?
Dieser Aspekt scheint mir von zentraler Bedeutung und in den folgenden
Zusammenhängen gegeben:
Die dem Totalitären nahen Begriffe wie Globalisierung, Ganzheitlichkeit und Spiritualität, die heute inflationäre Verwendung finden, sollten uns dabei helfen unsere deutsche und europäische Geschichte besser zu verstehen, Abspaltung und Verdrängung der nationalsozialistischen wie sozialistischen Vergangenheit zu überwinden und einen offenen Blick auf die Möglichkeiten der Gegenwart zu gewinnen.
Anmerkungen:
Tilman Reitz:
[1] "Die sozialistischen und faschistischen Theoretiker hingegen,
denen man vielleicht eher Verfügbarkeitsphantasien zutraute,
sehen sich sämtlich nicht offenen Möglichkeitshorizonten,
sondern Notsituationen gegenüber. ...Schmitt fundiert seine gesamte
Souveränitätstheorie im »Notfall« (und ihre
Applikation auf den Führer, der das Recht schützt, im
»Augenblick der Gefahr«)...Lukács schildert in
Geschichte und Klassenbewußtsein einen Zustand
universeller Fremdbestimmtheit,..." S.510
[2] "Für Lukács erschließt bekanntlich im Zustand totaler Verdinglichung der Standpunkt des Proletariats den »Gesichtspunkt der Totalität«, für Schmitt »schafft und garantiert« unter der Drohung vollständiger Anarchie der Souverän »die Situation als Ganzes in ihrer Totalität«." S.514
Quellen:
Reitz, Tilman, Traditionelle und moderne Philosophie in DAS
ARGUMENT 237/2000