Ernst Sedgewieck Hanfstaengl (Spitznamen Putzi oder Hanfy) wurde als Sohn der US-Amerikanerin Katharine Wilhelmina Heine und des Deutschen Edgar Hanfstaengl am 2.2.1887 geboren. Er war ein Cousin von General John Sedgewieck und ein Enkel des General William Heine (kämpften beide im amerikanischen Bürgerkrieg) [1].
Während seines Studiums an der von Woodrow Wilson geprägten Harvard-Universität lernte Putzi
Hanfstaengl u.a. Walter Lippmann, John Reed Franklin D. Roosevelt und William Randolph Hearst kennen [2]
[3]. »Lippmann ist der Chefideologe, dem die Eliten moderne Konzeptionen zur Modelierung der
öffentlichen Meinung und moderner Macht-Technologie verdanken. Was Taylor für die Verwissenschaftlichung
des Arbeitsprozesses, das ist Lippmann für die Verwissenschaftlichung der Massenmanipulation [4].«
Hanfstaengl und Roosevelt wurden Freunde. »Meist ging ich in den Harvard Club essen. Dort schloß
ich mit dem jungen, zu jener Zeit aufstrebenden Senator des Staates New York, Franklin D. Roosevelt Freundschaft.
Zudem wurde ich mehrmals zu Besuchen seines entfernten Cousins, des ehemaligen Präsidenten Teddy,
der sich auf seinen Besitz am Sagamore Hill zurückgezogen hatte, eingeladen [5] .«
Später betrieb Putzi einen Kunsthandel in New York. Zu seiner Kundschaft zählten Pierpont Morgan, Henry Ford, Toscanini, Santos-Dumont u.a. Roosevelt vertreibt sich die Zeit nach seinem Studium ab 1913 als 2. Staatssekretär bei der Marine mit den von Woodrow Wilson angezettelten Kriegen in Mittelamerika und der Karibik. Kurz nach Ausbruch des I. Weltkrieges brennt Hanfstaengls Freund Roosevelt darauf, gegen Deutschland in den Krieg zu ziehen.
Nach Ende des I. Weltkrieges wurden die Vermögen Deutscher in den U.S.A. eingezogen und Hanfstaengl kehrte nach Deutschland zurück. Im November 1922 erhielt Hanfstaengl einen Anruf von seinem Harvard-Kameraden Warren Roberts. Roberts war zu dieser Zeit in der U.S.-amerikanischen Botschaft tätig. Er bat Hanfstaengl den stellv. Militärattachee Captain Truman-Smith, der in Kürze nach München reisen würde, mit den politischen Größen Bayerns bekannt zu machen. Tatsächlich war es umgekehrt. Smith klapperte eine Reihe von Politikern ab, unter ihnen Kronprinz Rupprecht und General Ludendorff. Er erzählte Hanfstaengle, daß er bei niemanden auf neue Ideen zur Gestaltung Deutschlands Zukunft gestoßen sei, mit Ausnahme Hitlers. Smith mußte nach Berlin zurück und so stellte sich Hanfstaengl einige Tage später Hitler vor. Dabei gab er an für die ausländische Presse tätig zu sein, was er jederzeit hätte belegen können, war er doch mit dem amerikanischen Presse-Tycoon William Randolph Hearst bestens bekannt [6].
Hanfstaengl freundete sich mit Hitler an. Er unterstützte ihn mit Geld (etwa zur Finanzierung des Völkischen Beobachters) und führte ihn in die feine Gesellschaft Münchens ein. So machte Hitler die Bekanntschaft mit Hugo Bruckmann, den Bechsteins sowie die Siegfried und Winifred Wagners [7]. Die Zeit ab dem Marsch zur Feldherrnhalle (1923) bis zur Inhaftierung verbrachte Hitler bei den Hanfstaengls. Während Hitlers Festungshaft, hielt Putzi die Partei zusammen und half Hitlers "Mein Kampf" zu editieren. Auch Weihnachten nach seiner Entlassung verbrachte Hitler bei den Hanfstaengls [8].
Putzi Hanfstaengl gibt vor eine Reihe von SS-Liedern komponiert zu haben. Wärend der
Wahlkämpfe unterhielt Putzi Hitler mit seinem Klavierspiel.
Die Harvardparole "Harvard, Harvard, Harvard, rah, rah, rah" habe ihn zur Schaffung von
Hitlers "Sieg Heil, Sieg Heil" animiert. Er regte Hitler auch dazu an, beim Abfassen seiner Reden Anleihen
bei der Bibel zu nehmen (man erinnere den Begriff »Tausendjähriges Reich«).
Ernst Sedgewieck Hanfstaengl assoziierte richtig die Offenbarungen des Johannes. In welcher Rolle er Hitlers
sah, mag dahingestellt sein, die Rolle, die Hitler spielte nicht: »Und wenn die tausend Jahre
vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus seinem Gefängnis
und wird ausziehen zu verführen die Völker... und sie zum Kampf zu versammeln; deren Zahl ist wie Sand am Meer.
Und sie stiegen herauf auf die Ebene der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt.
Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte wurde geworfen in den Pfuhl
von Feuer und Schwefel.« Offenbarungen 20 7-10
Hitler machte Ernst Hanfstaengl zum Außlandspressechef
der NSDAP [9].
1932 weilten Hanfstaengl, Winston Churchill und Hitler im Hotel Continental München. Einerseits sitzt der ausgelassene fröhliche Churchill mit seiner Zigarre im Hotel, während ein dämonischer Hitler in Begleitung Hanfstaengls durch den Raum rauscht [11] andererseits spielt Putzi zur Unterhaltung Churchills Klavier während Hitler hinter verschlossenen Türen mit einem niederländischen Geldgeber verhandelte [12]. Zu dieser Zeit flossen unermeßliche Geldmittel über niederländische Banken an Hitler (sieht man von Hitlers niederländischem Mäzen Sir Henri Deterding, Royal Dutch Shell, ab ) [13].
Nachdem Roosevelt 1933 zum U.S.-amerikanischen Präsidenten gekürt wurde, ließ er Putzi durch einen Boten mitteilen, er solle nach Hitlers Machtergreifung mäßigend auf den Kanzler einwirken und sich bei Problemen direkt an die Botschaft der U.S.A. in Berlin wenden. Putzi Hanfstaengl hielt engen Kontakt mit Botschafter Dodd. Dodd über Putzi: » ...er gab Hitler 1923 Geld, half ihm >Mein Kampf< zu schreiben und kannte Hitlers Absichten sehr genau... « [1]
In der Nacht zum 27. Februar 1933 wurde der Reichstag in Brand gesetzt. [14] Hanfstaengl gab vor, sich während dieser Zeit, in der dem Reichtstagsgebäude nahe gelegenen Residenz des Reichstagspräsident aufgehalten zu haben, um bezeugen zu können, daß die Brandstifter nicht vom Reichtsgapräsidentenpalais aus opperierten? Erst beim zweiten Anruf bei Goebbels, habe der ihm die Nachricht über den Reichtsgabrand geglaubt [16] [17]. Hanfstaengl log über das Jahr 1945 hinaus. [15] Putzi war Teil einer Inszenierung des Reichstagsbrandes. Bleibt die Frage, ob er seinem Auftrag entsprechend zuvor die Botschaft der U.S.A. informiert hat.
Im März 1933 schickte Kurt Lüdecke (Lüdecke hatte für Hitler nicht nur seine eigene Geldbörse
geöffnet sondern auch die von Benito Mussolini und Henry Ford) in Rosenbergs Namen ein Telegramm an die
New York Evening Post (Hearst-Gruppe) und forderte die Rückberufung des Journalisten H. R. Knickerbocker.
Knickerbocker wandte sich an Hanfstaengl mit der Bitte um Hilfe und Putzi gelang es dafür zu sorgen,
daß Lüdecke mit ein paar Tagen Gefängnis bestraft wurde [18].
Ein Freundeskreis Lüdecke verfaßte einen an Hitler gerichteten Erpresserbrief.
Hanfstaengl erhielt - über welche Kanäle auch immer - eine Kopie und traf sich mit Hitler zu einem
Vieraugengespräch. Hitler verteidigte Lüdecke [19], ließ
ihn aber sicherheitshalber ein halbes Jahr als Ehrenhäftling in Oranienburg unterbringen.
Lüdecke besuchte Hitler während dieser Zeit mehrmals in der Reichskanzlei.
Man einigte sich und Lüdecke ging 1934 in die U.S.A. [20]
Im selben Jahr trifft Putzi Hearst, macht ein Interview für den Völkischen Beobachter, in dem Hearst Hitler zur Machtübernahme gratulierte. Einge Tage später trafen sich Hitler und Hearst [21].
Ebenfalls 1934 lud Putzi Unity und Diana Mitford (Diana heiratete den britischen Faschistenführer Oswald Mosley) zum Nürnberger Parteitag ein und stellte sie später Hitler vor. Unity verbrachte in den folgenden Jahren sehr viel Zeit in Deutschland. Hitler wußte, daß Unity alles was er in ihrer Gegenwart sagte in ihrem englischen aber auch deutschen Bekanntenkreis verbreitete und er nutzte diese Eigenschaft.
1937 machten Hanfstaengl und Unity Mitford eine Bootsfahrt auf dem Starnberger See. Er erzählte ihr von Goebbels und Rosenbergs üblem Einfluß auf Hitler. Putzi sah seine Mission, mäßigend auf Hitler einzuwirken, bedroht. Unity war ein Waschweib, das mußte Putzi wissen [22].
Während eines Essens bei Hitler, an dem u.a. auch Speer und Goebbels teilhatten, erzählte Unity von ihrem Gespräch mit Hanfstaengl, woraufhin sich die illustre Runde einen Spaß ausdachte.
Man versah Putzi mit einem Fallschirm, setzte ihn in ein Flugzeug, und ließ ihm vom Flugzeugführer ausrichten, er habe über Spanien, indem zu dieser Zeit der Bürgerkrieg tobte, abzuspringen [23]. Hanfstaegl floh in die Schweiz und quartierte sich im Züricher Hotel Baur ein.
Putzi hatte nach Angaben Ladislas Faragos (Ladislas Farago, The Game of the Foxes, New York 1973) den britischen Spion Bill de Ropp verraten. De Ropp hielt sich im Hause Görings auf und spielte einen Doppelagenten. Er sorgte gemeinsam mit Rudolf Hess dafür Großbritannien über die deutsche Luftwaffe aufzuklären [25]. Also gingen Putzi und Sohn Egon Ende März 1937 nach London.
Nach Ausbruch des Krieges wurde Hanfstaengl erst in England und später in Kanada interniert.
Roosevelt lieh sich seinen Freund von den Briten aus und beschäftigte ihn zunächst damit,
eine kurze Biografie über Hitler abzufassen bevor er ihn beim OSS unterbrachte, wo er in Zusammenarbeit
mit Psychologen nach Hitlers verborgene Absichten forschen sollte [26].
Nach dem Krieg wurde Putzi nicht mehr gebraucht, an die Briten überstellt, die ihn wiederum nach Deutschland abschoben.
Anmerkungen:
[1] Dodd nach Anthony C. Sutton:
"... he gave money to Hitler in 1923, helped him write Mein Kampf, and was in every way
familiar with Hitler's motives ...."
[4] Ernst Hanfstaengl: "I took most of my meals at the Harvard Club, where I made friends with the young Franklin D. Roosevelt, at that time a rising New York State Senator. Also I received several invitations to visit his distant cousin Teddy, the former President, who had retired to his estate at Sagamore Hill"
[15] Hersch Fischler: "Aus einer untersuchungsrichterlichen Vernehmung des Nachtpförtners im Reichstagspräsidentenpalais, Paul Adermann, geht jedoch hervor, daß Goebbels Tagebuchdarstellung und Aussage vor Gericht in diesem Punkt falsch war. Weder wohnte Hanfstaengl im Reichstagspräsidentenpalais noch hielt er sich dort am Brandabend auf, wie Goebbels und in den fünfziger Jahren auch Hanfstaengl in seiner Autobiografie berichteten."
Quellen:
[ 1] Sutton, Anthony C.,
Wallstreet and the Rise of Hitler, www.reformed-theology.org, 2000, Kapitel 8
[ 2] Conradi, Peter, Hitler's Piano Player, Croydon, 2005, S. 84
[ 3] http://www.smh.com.au, The strange, secret tale of Hitler's piano man, 13.06.2005
[ 4] Ploppa, Hermann, Hitlers Amerikanische Lehrer, Norderstedt, 2008, S. 57
[ 5] Hanfstaengl, Ernst, Unheard Witness, New York, 1957 S. 28.
[ 6] Conradi, Peter, a.a.O., S. 4 f.
[ 7] Conradi, Peter, a.a.O., S. 173
[ 8] Conradi, Peter, a.a.O., S. 51
[ 9] Conradi, Peter, a.a.O., S. 63 u. S.70
[10] Hanfstaengl, Ernst, a.a.O. S. 197 f.
[11] Viets, Henry R., Harvey Cushing: An Anecdotal Biography, Boston, 1969 S. 204
[12] Conradi, Peter, a.a.O., S. 94 ff
[13] Sutton, Anthony C., a.a.O., Kapitel 8
[14] Bullock, Alan, Hitler - Eine Studie über Tyrannei, Düsseldorf 1959 S. 260
[15] Untersuchungsrichterliche Vernehmung dees Nachtpförtners
im Reichstagspräsidentenpalais, Adermann, vom 7.4. 1933, Fond 551/St 65/55; Stenografisches Protokoll der Hauptverhandlung
gegen Marinus van der Lubbe und Genossen (Adermann), 19. Sitzungstag, Institut für Zeitgeschichte, FA 100. nach Hersch
Fischler http://www.zlb.de/projekte/kulturbox-archiv/brand/fischler.htm 10/2012
[16] Conradi, Peter, a.a.O., S. 109 ff
[17] Fest, Joachim, Hitler. Eine Biographie, Frankfurt-Berlin 1977 S. 546
[18] Conradi, Peter, a.a.O., S. 136
[19] Conradi, Peter, a.a.O., S. 182
[20] http://www.wikipedia.de, Kurt Lüdecke, 03.10.2012
[21] Conradi, Peter, a.a.O., S. 172 ff
[22] Conradi, Peter, a.a.O., S. 204
[23] Conradi, Peter, a.a.O., S. 202 ff
[24] Conradi, Peter, a.a.O., S. 205 ff
[25] http://www.cephas-library.com/nwo/federal_reserve_chapter_7.html 10/2012
[26] Conradi, Peter, a.a.O., S. 268 ff